Selbstbestimmung zwischen Philosophie und Psychologie
David Fraissl
August 16, 2018 DOI: 10.13095/uzh.fsw.fb.220 CC BY 4.0 |
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Keywords: autonomy | intrinsic motivation | kant | philosophy | psychology | self-determination
David Fraissl: "Selbstbestimmung zwischen Philosophie und Psychologie" (Vortrag gehalten im Rahmen der Tagung "Philosophie und Psychologie: Systematische und historische Perspektiven" am 8. Dezember 2017 an der Universität Wien)
In diesem Beitrag wird das von der Philosophie und Psychologie gleichermaßen behandelte Konzept der Autonomie untersucht. Stellvertretend für den philosophischen Zugang wird Immanuel Kants Autonomiebegriff mit dem psychologischen Modell der Self-Determination Theory (SDT) verglichen. Während Kant den Autonomiebegriff (1) rein formal rahmt, (2) an seiner kategorischen Unbedingtheit festhält, (3) den Pflichtcharakter der universalisierten Selbstgesetzgebung ausarbeitet und sich somit (4) generell in einem Freiheits-Paradigma bewegt, wird in der SDT die Autonomie (1) auf inhaltlicher Ebene definiert, (2) die funktionalen Bedingungen für erfolgreiches autonomes Handeln untersucht, (3) auf das der Selbstregulation innewohnende hedonistische Vergnügen verwiesen und (4) prinzipiell in einem Anpassungs-Paradigma operiert. In der anschließenden komplementären Kritik zeigt sich, dass die Autonomie bei Kant in Gefahr läuft, sich im Zuge der formalisierten Universalisierungsprogrammatik in ein leeres Abstraktum zu verwandeln, während die Autonomie in der SDT durch den Operationalisierungsprozess zum fahlen Ausdruck hedonistischer Bedürfnisbefriedigung herabzusinken droht.