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Mathias Schönher: Der Bruch zwischen Foucault und Deleuze (abstract of the conference "Historicizing Foucault" in Zurich, presentation on March 20, 2015)


Bildschirmfoto der Folge von „Apostrophes“ vom 27. Mai 1977 mit dem Titel "Les nouveaux philosophes sont-ils de droite ou de gauche?". Zu sehen sind der Moderator Bernard Pivot sowie Maurice Clavel, Bernard-Henri Lévy und André Glucksmann.

Until March 19, 2015, when our conference "Historicizing Foucault" begins in Zurich, we will consecutively publish the abstracts of the accepted presentations. Mathias Schönher (Berlin/Vienna) will talk about "Der Bruch zwischen Foucault und Deleuze" in the panel "Machtkritik/Critique of Power" on March 20, 2015.

Das Jahr 1977 bringt unter anderem den Deutschen Herbst und die stärkste Protest- und Widerstandsbewegung der Autonomia in Italien mit sich. Es ist aber auch ein Jahr der Kämpfe in den Pariser Universitäten sowie darüber hinaus unter den französischen Intellektuellen. Alain Badiou stürmt beispielsweise mit einer Interventionsbrigade die Vorlesung von Deleuze, und Jean Baudrillard lanciert mit einer Streitschrift einen Angriff auf Foucaults Konzeption der Macht. Mit einer Reihe von Erschütterungen geht die Zeit des Mai 68 in Frankreich zu Ende, die von einer reaktionären Umgestaltung der Gesellschaft während den Jahren der Präsidentschaft Mitterrands verdrängt wird.
Es gibt einen Zeitpunkt, schreibt Deleuze rückblickend, bis zu dem er Foucault politisch gefolgt ist, nach dem er dessen Stellungnahme zu bestimmten Vorfällen jedoch nicht mehr teilen mochte. Dieser Zeitpunkt scheint 1977 erreicht zu sein. Da er im Anschluss an seine jüngste Publikation eine Krise durchlebt, offenbart sich Foucault Anfang des Jahres noch einmal Deleuze, der daraufhin versucht, dem Denken seines Weggefährten einen neuen Impuls zu geben, indem er sich mit dessen Problemen und Perspektiven auseinandersetzt. Allerdings unterlässt es Deleuze dabei nicht, die tiefgreifenden Unterschiede zwischen seiner philosophischen Position und jener Foucaults zu betonen, die auch deren jeweilige Auffassung von Gesellschaft betreffen und sich noch im selben Jahr im öffentlichen Auftreten der beiden Persönlichkeiten deutlich bemerkbar machen. Bereits wenige Monate später stehen sich Foucault und Deleuze nämlich erst in der Debatte um die Neuen Philosophen, dann bezüglich der Affäre Klaus Croissant gegenüber.
Mein Beitrag zum Workshop besteht in einer Untersuchung des Bruchs zwischen Foucault und Deleuze. Sie konzentriert sich auf die erwähnten Unterschiede zwischen den philosophischen Ansichten, auf das Geschehen gegen Ende der Siebzigerjahre, zu dem die beiden Stellung beziehen, sowie auf die relevanten Textstellen, in denen Foucault dasjenige Verständnis vom Zusammenhang zwischen den prägenden gesellschaftspolitischen Faktoren und dem philosophischen Denken wiedergibt, das ihn mit Deleuze entzweit.

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