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Poetiken der Infrastruktur | Zum Unterbau medialer Kommunikation | Beschreibung

Tagung der Forschungsgruppe Mediologie@Wien
und des Instituts für Wissenschaft und Kunst
am 13. Dezember 2014 in Wien


Róza El-Hassan: Stretched Object (1995). Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum.

Mobiltelefonie und WLAN, Cloud-Computing, Berichterstattung in Echtzeit und freier Zugang zu multimedialen Archiven: Datenströme scheinen im digitalen Zeitalter jenseits von Raum und Materie zu zirkulieren und allzeit verfügbar zu sein. Abgesehen von den handlichen Endgeräten, die wir als Konsumenten bedienen, verschwinden die Infrastrukturen der Kommunikation aus unserem Blickfeld. Diese neue Informationsökonomie macht es notwendig, Medialität und Kommunikation nicht primär vom Sender-Empfänger-Verhältnis her zu denken, sondern nach dem materiellen Unterbau zu fragen, der Kommunikation ermöglicht. Es geht mit anderen Worten darum, die komplexen Verbünde von Medientechnologien und Institutionen, welche die Produktion und Zirkulation von Zeichen ermöglichen und steuern, einer kritischen Archäologie zu unterziehen. Denn die allgegenwärtige Präsenz von "smart technologies", also speicher-, sende- und rechenfähiger Bauteilen, von Systemen wie GPS oder den Suchalgorithmen von Google und der NSA zeigen deutlich, dass die Benutzung und Kontrolle medialer Infrastrukturen zu einer Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts wird.

Die Konferenz "Poetiken der Infrastruktur" will die Bedeutung von Infrastrukturen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive reflektieren. "Poetik" hat in diesem Zusammenhang einen mehrfachen Sinn:

  1. geht es um das Erscheinen von Infrastrukturen der Kommunikation. Im Anschluss an medienarchäologische Befunde wollen wir konkrete geschichtliche Schauplätze freilegen und ihre politischen und epistemologischen Implikationen untersuchen. Neben verkehrshistorischen und techniksoziologischen Aspekten interessieren uns vor allem theoretische Analyseinstrumente, die Infrastruktur als gebaute Netzwerke in den Blick nehmen, die sowohl gegenständlich als auch systemisch gedacht werden müssen.
  1. verweist "Poetik" auf die produktive und normative Leistung von Infrastrukturen in Bezug auf Zeichensysteme: Die Interdependenzen von Codierungen und technologischen Zirkulationsbedingungen werden derzeit vor allem an den Diskussionen um die Standardisierung von Datenformaten sichtbar. Wir wollen in diesem Zusammenhang fragen, inwiefern jede Infrastruktur bestimmte "Aufschreibesysteme" hervorbringt und so ästhetische Formen, symbolische Ordnungen und die Generierung von Bedeutungen steuert.
  1. wollen wir nach den medialen Repräsentationsformen fragen, mit denen Infrastrukturen dargestellt werden können. Der lineare Text scheint als Denk- und Darstellungsfigur der Komplexität von materiellen Netzwerken nicht gerecht zu werden. Davon ausgehend interessiert uns
  1. welche Möglichkeiten es gibt, an der Konstruktion medialer Infrastrukturen mitzuarbeiten. Mit den Digital Humanities bildet sich derzeit eine wissenschaftliche Disziplin heraus, deren Aufgabe wir nicht nur darin sehen, digitale Technologien anzuwenden, sondern auch digitale Plattformen einzufordern und auszubilden. Es sollen innovative Ansätze diskutiert werden, welche die normierende und kontrollierende Kraft von IT-Infrastrukturen sichtbar machen.

Konzeption und Organisation: Simon Ganahl, Thomas Hübel, Arndt Niebisch, Martina Süess

Vortragende: Anette Baldauf, Monika Dommann, Christian Ganahl, Shannon Mattern, Gabriele Schabacher, Rory Solomon, Urs Stäheli, Anton Tantner

Die Tagung findet am 13. Dezember 2014 im Depot in Wien statt. Es ist geplant, zunächst die Abstracts und im Anschluss die ausgearbeiteten Beiträge als Issue auf dem G+C Blog zu veröffentlichen. Die Vorträge werden in Deutsch oder Englisch gehalten und publiziert.

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