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Topologien der Erfahrung bei Belyj und Musil:
Vom dynamographischen Petersburg ins relationale Wien


Andrej Belyj: Die Lebenslinie (1927)

Im Lauf des März haben wir zwei weitere Beiträge unserer laufenden Issue zu "Topologien der Erfahrung" veröffentlicht. Nachdem der bereits im Januar publizierte Artikel von Simon Ganahl der deleuzianischen Behauptung nachgegangen war, dass der späte Foucault ein Topologe wie Andrej Belyj (1880–1934) in seinem modernistischen Roman Petersburg (1913/14) sei, widmete sich Elena Vogman einer Reihe von Grafiken, die Belyj hinterließ. In ihrem materialreichen, anregenden Essay beschreibt die Berliner Literaturwissenschaftlerin diese grafischen Rhythmusstudien als Dynamographien, zu denen sie auch Mareys Chronofotografien, Warburgs "Dynamogramme" und Eisensteins Übungen der Mies-en-Scène zählt.


Erstausgabe von Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften (1930–43)

Der in Lüneburg lehrende Medienwissenschaftler Gottfried Schnödl setzt sich nun in seinem soeben erschienenen Beitrag mit Robert Musils "Raum-Schreiben" auseinander: Ebenso wie Martin Heidegger, Ernst Mach und Jakob von Uexküll lasse Musil die Vorstellung eines stabilen Raums hinter sich, um stattdessen konkrete Relationen zu erfassen, "die nicht nur Räume, sondern gleichzeitig mit diesen auch Objekte und Subjekte erst konstituieren". Der Mann ohne Eigenschaften (1930ff.) sei daher kein Roman, in dem die Stadt Wien repräsentiert werde. Vielmehr beschreibe Musil eine Konstellation von Bezügen, die das Dispositiv namens "moderne Großstadt" charakterisieren.

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