Foucault historisieren: New Materialism, Tool-Box, Big Data
January 06, 2016 CC BY 4.0 |
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Todd McLellan: Things Come Apart: A Teardown Manual for Modern Living (Thames & Hudson 2013)
Seit November haben wir drei äußerst spannende Aufsätze in featured publiziert. Es handelt sich um ausgearbeitete Vorträge unserer Konferenz "Was heißt: Foucault historisieren?" (März 2015 in Zürich): Corinne Kaszner über Foucault im Kontext des New Materialism, Stéphane Boutin über die Metapher der Werkzeugkiste und Jason Pribilsky über anthropologische Big Data im Zeitalter des Kalten Kriegs. Sobald alle Beiträge der Konferenz vorliegen, werden sie als gesammelte issue auf dem G+C Blog erscheinen.
Corinne Kaszner beschäftigt sich in ihrem Artikel mit Konzepten des New Materialism und Speculative Realism, denen es um die Überwindung der vorwiegend mit Fragen von Sprache, Diskurs und Subjektivität befassten sozial- und kulturwissenschaftlichen Gegenwartsanalysen geht. Die Welt und die Dinge zu bloßen Abbildern unserer Kategorien zu degradieren, darin liege der nach wie vor herrschende Anthropozentrismus unserer Zeit. Doch was hat all dies mit Foucault zu tun? War er Wegbereiter dieses neuen turn to the real, oder gehört er vielmehr zu dem anthropozentrischen Ballast, den es zu überwinden gelte?
Stéphane Boutin setzt sich in seinem Beitrag mit Foucaults Erklärung auseinander, seine Bücher seien "kleine Werkzeugkisten", aus denen man sich nach Belieben "bedienen" solle. Boutins Genealogie der Metapher der Werkzeugkiste führt auf Schriften von Deleuze & Guattari, Proust, Heidegger und Nietzsche zurück und landet schließlich bei der Fernsehserie The Wire von David Simon, "the most Foucauldian show on television".
Jason Pribilskys Aufsatz verknüpft Foucaults Begriff des Archivs mit den Verfahren, in denen im Zeitalter des Kalten Kriegs Humanwissen gewonnen und gespeichert wurde. Sie sind allerdings in Foucaults Auseinandersetzung mit dem "will to enclose", wie Pribilisky anhand des sozialanthropologischen Labors von Lévi-Strauss zeigt, ebenso unterbelichtet geblieben wie der Kolonialismus als einer ihrer Perfektionierungsorte. x
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