"Manche sagen die grossen Ideologien seien im Absterben begriffen während andere meinen sie überschwemmten uns mit ihrer Monotonie. Aber in der heutigen Welt wimmelt es von Ideen die entstehen sich bewegen verschwinden oder wieder auftauchen und den Menschen wie auch den Dingen Stösse versetzen. Und das nicht nur in intellektuellen Kreisen oder in den Universitäten Westeuropas sondern überall in der Welt unter anderem auch bei Minderheiten oder Völkern die in ihrer Geschichte bislang noch nie daran gewöhnt waren das Wort zu ergreifen oder sich Gehör zu verschaffen."
Im Herbst 1974 hielt Michel Foucault mehrere Vorlesungen am Institut für Sozialmedizin in Rio de Janeiro. Der Titel der ersten lautete "Krise der Medizin und der Anti-Medizin". Der historischen Ideenreporterin gibt sich diese Vorlesung als faszinierende Momentaufnahme von Ideenbewegungen zu lesen. Nicht nur werden darin zum ersten Mal Konzepte eingeführt die in den darauf folgenden Jahren in Foucaults Arbeiten und deren Rezeption zentral wurden. Auch zeichnet sich auf diesem Schnappschuss der historische Kontext ab vor dem sich diese Bewegungen vollzogen.